Jacquot reconstruit
Dieses Ausstellungsprojekt rekonstruiert das bei einem Atelierbrand Ende der 1950er Jahre vollständig zerstörte Werk von Jacques Weinberger (Jacquot). Der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstler Weinberger praktizierte seinerzeit eine völlig eigenständige Interpretation von Tachismus und Informeller Malerei. Die Inszenierung umfasst 14 ausgewählte Werke sowie einen ausführlichen Lebenslauf als Saaltext.
Jacquot reconstruit
Dieses Ausstellungsprojekt rekonstruiert das bei einem Atelierbrand Ende der 1950er Jahre vollständig zerstörte Werk von Jacques Weinberger (Jacquot). Der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstler Weinberger praktizierte seinerzeit eine völlig eigenständige Interpretation von Tachismus und Informeller Malerei. Die Inszenierung umfasst 14 ausgewählte Werke sowie einen ausführlichen Lebenslauf als Saaltext.
Die blaue Ballerina (Mon Chéri)
Rekonstruktion 2013/14 · Acryl auf Leinwand · 180 x 200 cm
Portrait Joseph Pickler I
Rekonstruktion 2013/14 · Gouache auf Karton · 70 x 100 cm
Portrait Kalman M. Kaschtan I
Rekonstruktion 2013/14 · Gouache auf Karton · 70 x 100 cm
Monochrome blaue Ballerina III (gewidmet Yves Klein)
Rekonstruktion 2013/14 · Gouache auf Büttenpapier · 68 x 98 cm
Jacquot reconstruit
„Jacquot nimmt ein kleines japanisches Spielzeug, ein von einer Batterie getriebenes Schiffsmodell oder Auto oder dergleichen, dessen hervorstechende Eigenschaft ist, dass es wendet, sobald es auf ein Hindernis stößt. Er steckt geschickt seinen Pinsel in das Heck des Schiffes, das nun kreuz und quer über die Leinwand auf dem Fußboden fährt und jedesmal wendet, sobald es an den Rahmen stößt. Jacquot schaut dem hart arbeitenden Spielzeug aufmerksam zu.“
Jacquot ist ein Protagonist aus Ephraim Kishons Theaterstück „Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht!“: Ein Künstler, der seine Bilder von batteriebetriebenen Spielzeugen malen lässt.
Möglicherweise dienten Jean Tinguelys „Meta-Matics“ oder Akira Kanayamas „Remote control paintings“ Kishon als Anregung für Jacquots Malweise. Während Kishon jedoch versucht, sich mit seinem Stück über die zeitgenössische Kunst lustig zu machen und die Künstler sowie die übrigen am Kunstbetrieb Beteiligten als Schwindler und Scharlatane dastehen zu lassen, entwickeln die mit der weinbergerschen Malweise erstellten Werke ohne Rücksicht auf die Ansichten Kishons eine eigene Qualität, die der der informellen Malerei absolut ebenbürtig ist.
Mit dieser Ausstellung tritt also die von Kishon erfundene Kunstfigur Jacquot gegen die extrem konservative Weltsicht seines eigenen Schöpfers auf. So sagt Jacquot in einer Unterhaltung mit einem Atelierkollegen: „Glauben Sie wirklich, ich wüsste nicht, dass dies kleine Schiff überhaupt nicht zeichnen kann? Dass es nur ein einfaches japanisches Spielzeug ist? Das weiß ich nur zu gut. Aber dieses Spielzeug könnte doch etwas aufkritzeln, was Ihnen, Monsieur, unter gar keinen Umständen mit Ihren zwei Händen gelingen würde. Weil Sie von Ihrem Verstand abhängen und das Schiff sich eben darum nicht zu kümmern braucht. Verstehen Sie, was ich meine?“
Wie nun diese Ausstellung vom einzelnen Betrachter rezipiert wird, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Eines ist jedoch sicher: Jacquot hat mit dieser Inszenierung seinen eigenen Schöpfer überlebt.